Die Schwulenheiler Oder: Die Aufgabe der Kirche
Letzten Dienstag wurde im NDR der Panorama-Beitrag „Die Schwulenheiler 2“1 von Christian Deker ausgestrahlt. Schon der erste Teil hatte in kirchlichen Kreisen Wellen geschlagen, wurde viel zitiert und noch viel mehr kritisiert.
Damals ging es um freikirchliche Gruppen und Einzelpersonen, die Homosexualität als „Sünde“ und als „Heilbar“ betrachten und an Hilfesuchenden „Dämonenaustreibungen“ durchführten. Im zweiten Teil hat Christian Deker nun die EKD und Landeskirchen unter die Lupe genommen. Der Beitrag übt deutliche Kritik an EKD und Landeskirchen für die Duldung von Gruppen und Personen, die die „Umwandlung“ der sexuellen Orientierung Homosexueller Menschen befürworten oder homosexuelle Lebensweisen als „Sünde“ betrachten.2
Friedrich Hauschildt, der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD hat nicht ganz Unrecht, wenn er in „Die Schwulenheiler 2“ auf die Frage, warum die EKD solche Positionen in ihren Reihen duldet, antwortet:
Es gehört zu den Konstitutionsprinzipien der Evangelischen Kirche in Deutschland, dass sie solche Gruppen nicht zulässt oder ablehnt, sondern sie befinden sich faktisch innerhalb der EKD.
Die EKD ist in der Tat keine „Kirche“ (obwohl sie es bisweilen gern wäre), sondern mehr wie ein loser Dachverband, der keine Autorität in Fragen der christliche Lehre hat. Wir sind ja hier auch nicht im Vatikan.
Hauschildt fuhr im Interview jedoch fort und meinte:
Es macht keinen Sinn, bestimmte Gruppen – Homosexuelle oder die, die Homosexuelle verurteilen, jeweils zu verurteilen. Das ist nicht die Aufgabe der Kirche.
Klingt dieser Satz für dich vernünftig? Dann ersetze doch mal „Homosexelle“ mit „Frauen“, „Juden“ oder „Muslimen.“ Dann sollte klar werden, wie scheinheilig diese Appeasement-Politik der EKD ist.
Die Frage nach der theologischen-exegetischen Beurteilung von Homosexualität ist eine, die freilich nicht vom EKD-Kirchenamt beantwortet werden darf und soll. Und doch muss in jedem theologischen Diskurs auch Grenze gezogen werden, an der die Meinungsfreiheit endet und die Diskriminierung beginnt. Und da ist die EKD in Fragen der sexuellen Orientierung bei weitem nicht so konsequent wie sie sein sollte!3
Hier wünsche ich mir von der EKD transparente Aufklärung und eine klar formulierte Position gegen Diskriminierung homosexueller Menschen.
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Im Moment noch online zu sehen in der NDR-Mediathek. ↩
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Offen gesagt: Ich bin kein großer Fan der Dokumentation. An vielen Stellen hat Deker theologische und medizinisch-psychologische Fragen vermengt und seine Interviewmethode, Leuten zwischen Tür und Angel aufzulauern, scheinen mir äußerst fragwürdig. Das zugrundeliegende Anliegen besteht dennoch. ↩
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… und es auch sein kann, wenn es beispielsweise um die christliche Haltung zum Judentum geht ↩