Das Vaterunser und das Kollektiv
Am Sonntag war Taufgottesdienst. Während des Vaterunsers begann ein Baby zu weinen. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
Ich mein, habt ihr da schon mal mit Verstand mitgehört? Dutzende Menschen, die in dieser merkwürdigen monoton-religiösen Tonlage unisono Sprüche rezitieren – das kann durchaus – sagen wir mal – einschüchternd wirken.
Ich persönlich muss deshalb dabei immer an die fiesen Borg aus Gene Roddenberrys „Star Trek“ denken. Die ähnlichkeit mit einer Sonntagsgemeinde ist nicht zu leugnen. Seht selbst:
Die Borg des Star Trek-Universums bilden ein sogenanntes Kollektiv, eine Art Schwarm. Die einzelne Drohne ist irrelevant, alles was zahlt, ist das Wohlergehen der Gesamtheit aller Borg, des Kollektivs. Dabei wird jeder Individualismus unterdrückt – „Wir sind die Borg. Widerstand ist zwecklos.“
Unser Vater im Himmel
Im Gottesdient ist es doch ähnlich. Als Gemeinde stehen wir vor Gott „wie ein Mann“ (Nehemia 8,1). Ich hoffe aber, dass wir noch nicht so weit assimiliert sind, dass wir unsere Individualität aufgegeben haben. Das Reich Gottes ist schließlich kein Kollektiv, sondern eine Familie. Und wir müssen keine willenlosen Drohnen sein, sondern dürfen Kinder Gottes heißen.
Deshalb können wir uns das Vaterunser zu eigen machen: Wir reden zwar als Gemeinde zusammen, aber in Gottes Antwort wird jeder als Persönlichkeit wahrgenommen.
Aber gruselig klingt es dennoch …