100 Follower
Kürzlich habe ich auf Twitter einhundert Follower erreicht. Sehr beeindruckend ist diese Zahl freilich nicht, aber es ist eine gute Gelegenheit, um das mal genauer zu analysieren.
Das Ganze wirkt hoffentlich nicht wie narzisstische Selbstbetrachtung. Die statistischen Ergebnisse und meine Schlussfolgerungen dazu treffen bestimmt auch auf viele andere Twitterer zu, deshalb meine ich, dass dieser Artikel auch Nutzen für die Allgemeinheit haben kann.
Aller Anfang ist einsam
Während Facebook der Ort ist, an dem man mit Leuten „befreundet“ ist, die man kennt oder schon mal getroffen hat, ist Twitter für mich dazu da um Leuten zu folgen, die mich interessieren. Als ich vor etwas mehr als drei Jahren meinen Twitter-Account eröffnete, gab es zwischen diesen Gruppen kaum eine Schnittmenge. Ich folgte verschiedenen (englischsprachigen) Apple-Bloggern und Technik-Geeks, von denen ich niemanden persönlich kannte.
Seit etwas mehr als einem Jahr schreibe ich meinen eigenen Blog. Wenn man etwas öffentlich aufschreibt, dann weil man will, dass es gelesen wird. Bei Twitter ist das genau das gleiche. Follower hatte ich in dieser Zeit etwa drei, von denen keiner regelmäßig etwas postete. Deshalb hatte ich auch keinen guten Grund, selbst aktiv zu twittern.
Das änderte sich schlagartig im Herbst 2012, als ich zum Portalleiter von theologiestudierende.de wurde. Über den Twitter-Account des SETh bekam ich Kontakt zu einigen twitternden Theologiestudierenden und damit zum größeren Kreis von Theologen und Pfarrerinnen auf Twitter. Seit dem hat Deutsch als primäre Sprache meiner Timeline Englisch überholt.
Durch dieses Netzwerk konnte ich Twitter ganz neu kennenlernen – man bekommt antworten auf Tweets, man kann in kleinen Diskussionen mitmischen und witzige Fotos posten, die manchmal sogar „gefavt“ werden. So macht das Spaß.
Seit dem ist meine Followerzahl langsam aber stetig gewachsen. Dabei habe ich immer nur gepostet, was ich wollte, ohne z.B. auf Leute, die sich nicht für Apple oder englische Tweets interessieren Rücksicht zu nehmen. Nie hat mich irgendjemand wichtiges „retweeted“ oder empfohlen, deshalb nehme ich an, dass mir nur Leute folgen, die meine Tweets interessant finden. (Vielen Dank dafür!)
Da waren’s nur noch …
Ich habe mich gefragt, wie groß dieses Netzwerk eigentlich ist. Dafür habe ich mir meine Follower mal genauer angeschaut.1
Von 100 Followern sind schon mal 28 Accounts Spam oder Organisationen, also Accounts, hinter denen kein aktiver Twitterer steckt und die viel zu vielen Leuten folgen, als das sie das alles lesen könnten. Und das ist immerhin mehr als ein Viertel!
Bleiben also noch 73 „echte“ Follower. Von diesen haben 14 weniger als 100 Tweets in ihrem Leben geschrieben. Die sind also „nur“ Leser und sind auch nicht mit beim Diskutieren dabei. Bleiben noch 59, also etwas mehr als die Hälfte.2
Was lernen wir daraus? Man sollte sich von Zahlen nicht zu sehr beeindrucken lassen. Die tatsächliche Zahl von Leuten auf Twitter ist viel kleiner, als man annehmen könnte. Deshalb muss man aufpassen, nicht zu tief in der eigenen Filterblase zu versacken. Twitter ist zwar schön und gut, aber es spiegelt nicht die allgemeine Meinung oder gar die Gesellschaft wieder. Wir sind ein kleiner Haufen Leute mit speziellen Interessen, die miteinander kommunizieren – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ich hatte im letzten Jahr viel Freude mit Twitter. Vielen Dank dafür an euch, liebe Twitterer!
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100 Accounts sind ja gerade noch überschaubar. Geholfen bei der Analyse hat mir followerwonk.com. ↩
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Wo wir gerade bei Statistiken sind: Hier noch ein bedenkliches Diagramm: Mach ich was falsch? ↩