Die Gemäßigten in der AfD

Man kann nicht behaupten, sie hätten es nicht versucht. Die AfD hat letzte Woche ein Gespräch mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland geführt. Das Gespräch endete bekanntlich mit einem Fiasko. Die AfD-Spitze war offensichtlich nicht an einem Gespräch auf Augenhöhe interessiert.

Dass dieses Gespräch überhaupt Zustande kam, offenbart einen interessanten Richtungskampf innerhalb der Partei. Schon im April auf dem AfD-Parteitag in Stuttgart gab es Stimmen, die zum Gespräch mit dem Islam aufriefen und sich gegen eine pauschale Verurteilung aussprachen. Diese Stimmen wurden zwar lautstark ausgebuht, aber immerhin.

Der prominenteste Vertreter dieses AfD-Flügels ist der Co-Bundessprecher Jörg Meuthen. Meuthen gilt als gemäßigt und versteht sich selbst als Gegengewicht zum restlichen Bundesvorstand. Nach dem Scheitern des Gespräches der Parteispitze mit dem Zentralrat kritisierte Meuthen sogar zunächst seine eigene Partei für ihre schlechte Vorbereitung. Und er führte vor wenigen Wochen selbst ein – gelungenes – Gespräch mit Vertretern einer Ahmadiyya-Gemeinde bei Stuttgart.

Es gibt sie also, die Stimmen in der AfD, die sich einen Kurs nicht in Richtung völkischen Nationalismus, sondern in Richtung der vielbeschworenen konservativ-bürgerlichen Partei rechts von der CDU/CSU wünschen. Seit dem Kurswechsel der Partei unter Frauke Petry gibt es allerdings kaum noch Anlass zur Hoffnung, dass sich deren Wunsch erfüllen wird. Mit der Behauptung der Unreformierbarkeit und Unintegrierbarkeit des Islam hat sich die AfD von jeder Mäßigung verabschiedet.

Es ist vermutlich eine unpopuläre Meinung, aber ich hoffe, dass sich der gemäßigte „Meuthen-Flügel“ trotzdem noch durchsetzen wird. Zwar ist auch Jörg Meuthen nicht vom populistischen Jargon der AfD unbefleckt, wenn er wie im April in Stuttgart vom „links-rot-grün versifften 68er-Deutschland“ spricht. Und ob es wirklich eine bürgerliche Partei rechts von der CDU braucht (oder überhaupt geben kann), auch darüber kann man streiten. Aber all das wäre vorzuziehen dem extremistischen Gesicht, mit dem sich die AfD derzeit präsentiert und ganze Gesellschaftsschichten Radikalisiert.

Das scheint auch der Zentralrat der Muslime so zu sehen. Dessen Vorsitzender Aiman Mazyek sagte bereits zu, mit „den Gemäßigten in der AfD“ weiter im Gespräch bleiben zu wollen. Hoffen wir, dass Mazyek auch in Zukunft Gesprächspartner finden wird.