Der Berliner Dom als Leuchtturm der Kirche?
In einer Ansprache anlässlich des 20. Jahrestags der Wiedereinweihung des Berliner Doms sagte Altbischof Wolfgang Huber, der Dom sei „prägend für die öffentliche Präsenz der Kirche“.
Diese Aussage hat mich stutzig gemacht. Erst neulich bot sich mir die Gelegenheit den Dom mal ausführlich anzusehen. Für läppische sieben Euro pro Person kommt man dann sogar in den Dom hinein.
Auf dem Weg in den eigentlichen Gottesdienstsaal kommt man an einigen Treppen und Türen vorbei, viele extra ausgeschildert als Zugänge zu Emporen, reserviert für Adlige oder sonstige Würdenträger. Besonders prominent ist das sogenannte „Kaiserliche Treppenhaus“ – der exklusive Logenzugang für den Kaiser und seine Frau.
Nach der Predigtkirche unter der beeindruckenden Kuppel ist die Krypta der Kirche das nächste Highlight. Dort sind allerdings nicht etwa Reliquien oder Heilige bestattet, sondern reihenweise Mitglieder der preußischen Hohenzollern – in übergroßen, prunkvoll gefertigten Stein- und Holzsarkophagen.
Insgesamt wirkte der Dom auf mich eher wie ein Residenzschloss als eine Kirche. Dom und Berliner Schloss nannte Huber ein „ungleiches Zwillingspaar“. Sie scheinen mir eher eineiigen Zwillingen zu entsprechen. Der Dom spiegelt für mich eine Zeit der Anbiederung der geistlichen an die weltliche Macht wider.
Zugegeben, die Predigtkirche bietet einen majestätischen und würdevollen Anblick, aber den Eindruck von einer Kirche, die für alle da ist, die dem Menschen ganz nahe kommt, bekam ich im Berliner Dom nicht.