Beobachtungen zum TV-Duell zur BTW2013
Hier sind kurz meine Beobachtungen zum gestrigen TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück zur Bundestagswahl 2013:
Zuerst einmal war ich furchtbar genervt. Nicht von den Kandidaten oder Parteien, sondern von den Medien, vor allen den geliebten öffentlich-rechtlichen.1 Die Sender überschlugen einander mit vollmundigen Ankündigungen zu Online-Diskussionen und Twitter-Hashtags. Trotzdem fand ich zur prime time nirgends einen funktionierenden HTML5-Livestream des Duells. Überall nur lächerliche flash player in Antennenqualität. Das hier ist doch nicht mehr 2007!
Aber nun zum eigentlichen Format:
Da standen sie nun also im augenblauen Studio, Interviewer und Interviewte so weit wie möglich voneinander entfernt. So konnte man einfacher aneinander vorbei reden. Das Interviewkonzept von Tilo Jung wirkt dagegen geradezu brilliant.
Überhaupt hätten die Kandidaten mehr miteinander reden sollen. Der Journalist Stefan Niggemeier hatte ja schon im Vorfeld empfohlen, einfach Frau Merkel und Herrn Steinbrück mit einer Schachuhr einander gegenüberzusetzen:
Es gäbe kein Frage-Antwort-Spiel mit Moderatoren, wie man es unendlich oft gesehen hat, sondern die Möglichkeit, Zeuge einer unmittelbaren Kommunikation zwischen den beiden Kandidaten zu werden. Sie könnten einander angreifen und sich gegenseitig der Lüge bezichtigen oder sich entscheiden, dass es überzeugender sein könnte, es mit einem gesitteten Austausch von Argumenten zu versuchen.
Neunzig Minuten, um nichts zu sagen
Stattdessen haben die Kandidaten gezielt aneinander vorbei geredet. Die vier Moderatoren haben klug ausgetüftelte Fragen gestellt, die dann gekonnt übergangen wurden. Nicht mal Stefan Raabs gewohnt locker-flapsig formulierten Fragen konnten die Kontrahenten aus der auswendig gelernten Reseve locken.
Inhaltlich war das Duell eher unergiebig. Die Positionen der beiden waren sich sehr ähnlich. Zu oft hatte man den Eindruck, dass CDU und SPD im Grunde das gleiche wollen. Deshalb bliebe im Wahlkampf nur noch, den anderen dumm zu machen. Merkel muss vier Jahre Regierungszeit rechtfertigen. Steinbrück muss behaupten, dass er das alles irgendwie besser könnte. Frau Merkel verteidigt sich grottig: Was sie geschafft hat sei „relativ sensationell“. In der Tat. Viel lieber redet sie über das, was sie jetzt gleich noch machen will.
NSA-Debatte und Neuland
Wirklich neue Ideen brachte keiner der Beiden ins Duell. Beispiel NSA-Affäre:2 Merkel beweist erneut, dass sie das Internet noch immer nicht kapiert hat (oder sie hofft darauf, dass die Wähler es noch nicht kapiert haben). Unterm Strich gilt für sie: Wer amerikanische Dienste verwendet ist selber schuld. Wechselt doch zur Telekom!
Steinbrück gibt sich damit zufrieden, die Bundesregierung zu kritisieren und noch mal auf den Pofalla drauf zu hauen. Wie er es aber anders machen würde behält er schön für sich.
Heute sind sich die Medien einig: Einen Gewinner des Duells gibt es nicht. Verloren haben vor allem die Leute, die gestern Abend ernsthaft politisch interessiert den heimischen Fernseher angeworfen haben. Sie wurden mit einer großen Portion Wahlkampfgeplapper bedient. Glücklich, wer sich ablenken konnte.