Gedanken zur Landtagswahl 2024 in Sachsen

Ich habe eigentlich überhaupt keine Lust, diesen Text zu schreiben. Ich habe keine Lust, mich zu ärgern. Und ich habe keine Lust auf den Ärger, den ich mir damit einhandele. Aber es drückt mich doch zu sehr ein Gefühl von Verantwortung, sowohl als Deutscher, als auch als Familienvater.

Am Sonntag ist in meinem Heimatbundesland Sachsen Landtagswahl. Es wäre echt schön, wenn ich jetzt vor der Wahl den Luxus hätte, über Politik zu fachsimpeln und darüber nachzudenken, was unser Land voranbringen könnte. Stattdessen muss ich mir Sorgen darum machen, ob die Demokratie selbst in meiner Heimat Schaden nehmen wird.

Die Wahlumfragen stellen in Aussicht, dass die AfD in Sachsen stärkste Kraft werden könnte. Das würde bedeuten, dass etwa ein Drittel der Stimmen in meiner Heimat an eine Partei gehen, die vom sächsischen Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird, weil sie sich inhaltlich gegen die „im Grundgesetz verankerte Garantie der Menschenwürde“ richtet und völkisch-nationalistische, judenfeindliche und verschwörungsideologische Positionen vertritt. Eine Partei, die noch immer gegen jeden wissenschaftlichen Konsens die menschengemachte Klimakatastrophe leugnet. Eine Partei, deren ranghohe Vertreter von der Ausweisung von Millionen Menschen aus Deutschland, die nicht „assimiliert“ genug sind, träumen.

Ich habe Angst davor, dass diese Menschenfeindlichen Ideen hierzulande zur Normalität werden. Dass meine Steuergelder zur Umsetzung dieser Pläne zweckentfremdet werden. Dass meine Kinder sie in der Schule gelehrt bekommen. Dass wir uns in Gefahr begeben, wenn wir uns für Vielfalt oder die Benachteiligten in unserer Gesellschaft einsetzen.

Der Grund für diesen Text sind aber nicht die Faschisten aus AfD und anderen Parteien, die diese Pläne schmieden. Vielmehr sind es Menschen aus meinem Umfeld, Menschen die ich gut kenne, sogar gern habe – die „Anständigen“.

Manche von diesen „Anständigen“ sehen sich vielleicht als „Protestwähler“, die „denen da oben“ mal einen ordentlichen Denkzettel verpassen möchten. Dafür habe ich Sympathie, ich bin ja selber oft genug unzufrieden mit der Politik in unserem Land. Aber wenn ein Politiker im Fernsehen etwas Dummes gesagt hat, und ihr deshalb eine Partei an die Macht bringt, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung kaputtmachen will, dann habe ich dafür Null Verständnis.

Manche dieser „Anständigen“ gehen sogar Sonntags in die Kirche und beten dort „dein Reich komme“, und wählen die AfD, weil sie sich vom Islam oder generell von Einwanderer:innen bedroht fühlen.

In meiner Bibel steht dazu:

„Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken und bedrängen; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.“

Und Jesus Christus spricht:

„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.“

Wie passt das zusammen mit einer Partei, deren Chef meint „wir wollen Sachsen unattraktiv machen, für Menschen, die nur hierher kommen, um in unser Sozialsystem einzuwandern“? Könnt ihr das echt nicht als die plumpe, ausländerfeindliche Hetze erkennen, die das ist?


Jetzt höre ich schon die Rufe, „du kannst uns doch nicht vorschreiben, was wir zu wählen haben, das ist undemokratisch!“ Natürlich, ich kann niemandem etwas vorschreiben. Ich allein kann überhaupt keinen messbaren Einfluss auf das Ergebnis der Wahl ausüben (wohl auch ganz gut so). Aber es soll hinterher niemand sagen können: „Hab’ ich ja nicht gewusst.“ Es ist nicht „normal“ oder „okay“, Rechtsextreme zu wählen. Auch nicht, wenn es Viele tun. Es ist zutiefst unanständig.

Und sollte sich am Ende doch jemand dafür interessieren, was ich mir wünsche: Bitte geht und wählt am Sonntag eine demokratische Partei, am Besten eine, die sich auch um das Schicksal derer im Land schert, die nicht unbedingt so aussehen, glauben oder lieben wie die Mehrheitsgesellschaft! <3