„Braune Soße bleibt braune Soße“

Philipp Greifenstein schreibt über das Abdriften konservativer kirchlicher Kreise in den Rechtsextremismus:

Christlich motivierter Protest gegen Ausländer, Moslems, Juden und Homosexuelle findet inzwischen ganz offen auf unseren Straßen statt. Da braucht man nur Transparente auf den „neuen“ Montagsdemos, der Demonstrationen gegen die Bildungsplanreform in Ba-Wü, bei den #Pegida-Demos in Dresden und den #Hogesa-Aufmärschen zu lesen. Wieviele patentierte Christen laufen da eigentlich mit? Rechtsextreme christliche Provokation sind auch die Kommentare unter zahlreichen Nachrichtenartikeln und auf vielen christlichen Blogs (besonders die kath. Blogwelt leidet unter diesem Phänomen).

Ich kann Philipps Beobachtung nur bestätigen: rechtsextremes Gedankengut wird in christlich-konservativen Kreisen™ häufig völlig unkritisch rezipiert. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir Bekannte evangelikaler Prägung auf Familienfeiern stolz erzählten, dass laut Wahl-o-Mat die NPD sich mit ihren Wertvorstellungen am ehesten von allen Parteien deckt.

Rezeption rechten Gedankenguts in christlichen Kreisen gibt es. Und da stimme ich Philipp zu: Braune Soße bleibt Braune Soße. Wer sich mit der NPD zusammen in einer Demonstration steht oder die eigene Meinung in einem Artikel von Politically Incorrect perfekt vertreten sieht, sollte die eigenen theologischen Positionen ernsthaft hinterfragen.

Eine Unterscheidung, die ich in Philipps Text vermisse, ist, dass sich konservative Christen in der Regel nicht in politischer Hinsicht als „rechts“ verstehen, sondern die eigenen Wertvorstellungen stets religiös oder sogar theologisch begründen. Auch aus diesen Kreisen hört man häufig eine Distanzierung vom politischen Rechtsextremismus – eine inhaltliche Übereinstimmung sei nur zufällig (Oben genannte Person mit den Wahl-o-Mat-Ergebnis hätte zum Beispiel die NPD nie gewählt. „Das sind ja schließlich Nazis …“).

Es ist gut möglich, dass diese Selbsteinschätzung eine fatale Selbsttäuschung ist. Der Diskurs mit diesen Leuten sollte trotzdem nicht von der theologischen auf eine politische Ebene gezerrt werden. Biblizisten pauschal als Nazis zu beschimpfen, finde ich für die Auseinandersetzung mit problematischen und, ja, rechtsextremen theologischen Positionen nicht besonders hilfreich.